INQA - Ein kritischer Rückblick

Nach umfangreichen persönlichen Erfahrungen mit der INQA, der Offensive Mittelstand und dem Programm unternehmensWert:Mensch sowohl in Berlin als auch hier in der Region ist aus meiner Sicht mit der Präsentation und Entwicklung von Beratungsdienstleistungen eine politisch motivierte Organisationsblase entstanden, die einen hohen Verwaltungsaufwand und Beschäftigung für vom Staat bezahlte Mitarbeiter produziert, für die es im Markt aber gar keinen Bedarf gibt. Dies möchte ich hier gerne begründen.

 

Interessierte Unternehmer rufen auch so Beratungsleistungen regionaler Anbieter ab – ob der Staat das organisieren und dann dazu noch einen finanziellen Zuschuss leisten sollte, darüber ließe sich trefflich streiten. Die Erkenntnisse aus der INQA-Organisation sind bereits langjährig in der Wissenschaft vorhanden und daher nicht neu, wurden nur in diversen Broschüren noch einmal neu zusammengeschrieben. Kein schlechtes Produkt, allerdings wurden und werden die diversen Infobroschüren, Checks und Webseiten aus Steuermitteln finanziert. Insgesamt wären aus meiner Sicht die Gelder für die gesamte INQA-Organisation besser angelegt, wenn Unternehmer in Deutschland grundsätzlich leichtere Bedingungen für ihre Geschäftstätigkeit vorfinden würden.

 

Die 2.000 Berater, die so großspurig auf diversen Homepages genannt werden, haben ihre Qualifikation als INQA-Berater u.ä. durch bloße Anwesenheit in Meetings erhalten, für die sie selbst auch noch Teilnahmegebühr und Fahrtkosten zahlen mussten – das ist zum einen kein Qualitätsausweis und zeugt m.E. zusätzlich noch von einer mangelnden Wertschätzung gegenüber den Beratern.

 

Warum hat die Initiative dann so viele Berater und weshalb hatte auch ich mich angemeldet? Weil das Angebot absolut niederschwellig war und ich mir daraus ein zusätzliches Geschäft mit Kunden erhofft habe, die ich sonst vielleicht mit meinem eigenen werblichen Auftritt gar nicht erreicht hätte. In INQA-Meetings habe ich hinter vorgehaltener Hand erfahren, dass die Initiative langjährig ein Schattendasein führte, bis einer der Organisatoren auf die pfiffige Idee kam, interessierten Beratern ein staatliches Zertifikat auszustellen, die Berechtigung, ein schickes Logo auf die eigene Homepage zu setzen und die Kontaktdaten dieses Beraters kostenlos auf einer neuen Website zu veröffentlichen. Ab diesem Zeitpunkt erfreute sich die Verbreitung der INQA-Initiativen einer inflationären Entwicklung. Da das Logo so schön war und man gegen eine neue und bessere Qualität von Arbeit irgendwie gar nichts einwenden kann, tauchten die Logos und Verlinkungen überall im Netz auf. Und da das Ganze so schön lief, wurden immer neue Logos und weitere Initiativen entwickelt. Aktuell findet man auf der INQA-Seite 10 verschiedene Logo-/und Themenvarianten mit unterschiedlichen dahinterliegenden Organisationsstrukturen:

 

Offensive Mittelstand – Gut für Deutschland, Offensive Gutes Bauen, Work Ability Index (WAI)-Netzwerk, Deutsches Netzwerk Büro, Demografie-Experten e.V. (DEx e.V.), Netzwerk KMU-Kompetenz, INQA Fachkreis Demografie, Offensive Gesund Pflegen, Initiative Neue Qualität der Arbeit in der Produktion, ddn Das Demographie Netzwerk e.V.

 

Alle tragen das gleiche Logo mit ergänzenden Grafikvarianten und positiven Begriffen. Wenn man als Hobby die Erstellung neuer Logos und die Entwicklung von Variationen des immer gleichen Themas hat, ist dagegen ja gar nichts zu sagen, zumal auch ich für gutes Bauen, gesundes Pflegen und insgesamt für alles bin, was gut für Deutschland ist. Aber hier werden Steuergelder in die Hand genommen und deshalb sehe ich die Produktion immer neuer Initiativen auf Staatskosten bei einer nicht erkennbaren Notwendigkeit eher kritisch.

 

Meine persönliche Hoffnung auf einen zusätzlichen Umsatz aus der Präsenz in den INQA-Listen erfüllte sich nicht. In der Zeit, als meine vollständigen Kontaktdaten in den entsprechenden Beratungslisten im Internet vorhanden waren, habe ich nie irgendeine Rückmeldung erhalten – kein Anruf, keine E-Mail, nicht einmal SPAM. Somit schließe ich auch daraus wieder: Kein Bedarf! Im Übrigen habe ich eins nicht gemacht: Ein Unternehmen initiativ darauf angesprochen, es zu beraten, weil die Maßnahme ja zur Hälfte vom Staat bezahlt würde. Ich habe, wenn der Bedarf vorhanden war, einfach so beraten und offenbar passte meine Leistung zum Beratungshonorar – ganz ohne staatliche Fürsorge.

 

Mein Eindruck ist, dass der größte Nutzen der gesamten Organisation INQA/Offensive Mittelstand/unternehmenswert:Mensch/usw. bei den Organisatoren selbst besteht. Ich habe persönlich erlebt, dass neue Projekte aus der Taufe gehoben wurden, obwohl bei allen Beteiligten in der Sitzung gar kein Bedarf bestand. Als Beispiel die Reaktion eines Sitzungsleiters der INQA: "Kein Interesse momentan, das Projekt konkret zu initiieren? Dann gründen wir doch erstmal dazu einen Arbeitskreis!" Mein Fazit: Das ist ein Beschäftigungsprogramm für Funktionäre und damit ist ein ewiger Traum der Menschheit in Erfüllung gegangen – die Erfindung des Perpetuum mobile!

 

Mein konkreter Vorschlag: Sinnvoll wäre, die gesamte Organisation INQA auf eine reine Informationsebene zu reduzieren und die dazu passenden Dienstleistungen wie Beratung, Coaching, Trainings und Seminare dem Markt zu überlassen.

 

 

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